Mitgliederporträt: Heinz Stockinger

Aug 12, 2019

OEKOGENO-Mitglied seit 2010 (davor bereits Ökobank-Mitglied)
Wohnort: Salzburg/Österreich
Alter: 72 Jahre

Ich bin seit 2010 OEKOGENO-Mitglied. Zuvor war ich seit deren Anfängen in den 1980ern Mitglied der Ökobank. Als aktiver Atomgegner wollte ich alternative Energieprojekte unterstützen. Zumal mir klargeworden war, wie sehr die Finanzwelt die etablierte Energiewirtschaft mit deren nuklear-fossilem Kurs stützte. Ich habe mich damals auch gegen das Atomkraftwerk Zwentendorf engagiert und war am von Salzburg aus befeuerten Kampf gegen die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf beteiligt. Heute bin ich Obmann der PLAGE, der Plattform gegen Atomgefahren. 2011 erhielt ich für mein Engagement den Nuclear-Free Future Award.

Dass Nachhaltigkeit wichtig ist, ist für mich ein krasses Understatement. Es ist längst fünf nach zwölf, der „Welterschöpfungstag“ kommt immer früher. Keine Zivilisation hat die Erde so geplündert wie die westliche, von Europa (einschließlich Russlands) bis hin zu dessen amerikanischen und australischen „Ablegern“. Seit über einem halben Jahrtausend werden Rohstoffe auf und im Erdboden ebenso wie Menschen und Gesellschaften, deren Kulturen und soziale Gefüge „nachhaltig“ gestört oder zerstört. Praktisch alle globalen Probleme von heute gehen vor allem darauf zurück.

Ich versuche natürlich auch persönlich, nachhaltig zu leben. Nach dem „natürlichen Tod“ meines dritten Autos Mitte der 1980er haben meine Frau und ich es ohne diese Art fahrbaren Untersatz probiert. Das ging praktisch problemlos: Wir haben statt eines Hauses im „Speckgürtel“ von Salzburg eine Wohnung mit etwas Garten in der Stadt bezogen. Rad, Bus und Bahn schränkten uns in der Auswahl unserer Ausflugs- und Urlaubsziele etwas ein, schufen uns aber mindestens gleich viel Vorteile – mehr Befreiung als Einschränkung! Schon rein finanziell. Als eine meiner Faustregeln kristallisierte sich heraus: Wir haben kein Auto, dafür können wir uns alles leisten, wonach ansonsten unser Herz begehrt.

Wir brauchen keine neuen „großen Ideen“, die gibt es alle schon längst. Nur interessieren sie, mal vereinfacht gesagt, „die Mächtigen“ und auch deren riesiges Fußvolk nicht. Denn sie passen nicht in die Tendenz zum Megaprojekt, zur Konzentration von Macht und Geld, sie sind kaum militärisch nutzbar usw. Als „Solidarität mit Afrika“ zum Beispiel wird verkauft, es völlig nach unserem Wirtschaftsmodell zu entwickeln, im Amazonas und anderswo geschieht das ebenso seit Jahrzehnten… Hätte „die Welt“ die Warnungen und Handlungsvorschläge des ersten UN-Umweltgipfels in Stockholm 1972 beherzigt, wäre die Menschheit heute nicht in der bedrohlichen Lage von Klimawandel, rasanterem Artensterben usw.

Die einzige Wirtschaftsform, die wirklich Linderung brächte und einen Kampf um die letzten Ressourcen vermeiden würde, wäre Subsistenzwirtschaft: nicht mehr entnehmen, als nachwachsen kann. Echte wesentliche menschliche Entwicklung und Kultur liegen in anderen Bereichen als in der stets noch tolleren Hetze nach noch mehr oder noch „neueren“ Produkten. Oder hin zu anderen Planeten…

Ich würde mich nicht als Missionar bezeichnen. Selber halbwegs konsequent in Einklang mit seinen Prinzipien leben überzeugt am ehesten die eigenen Kinder oder auch mal andere. Vorleben kommt weit vor dem Reden. Weniger Müll machen und weniger Energie verbrauchen als der Durchschnitt, einen Kachelofen zur schon dagewesenen Gasheizung einbauen lassen in die gut isolierende Altbauwohnung, das Holz dafür aus dem Stadtwald hinter dem Haus sammeln und zum körperlichen Ausgleich sägen und hacken, sich vom Fernseher und Computer (zuhause) nicht die Zeit stehlen lassen, mit keinem eigenen Auto Platz in Garage und Stadt verstellen, grundsätzlich nicht zum Vergnügen ins Flugzeug steigen (und auch zu Berufs- und Engagement-Zwecken nur selten) usw. – und bei all dem „völlig normal“ bleiben: wenn das nicht überzeugt, dann überzeugt auch Reden nicht.

Homepage der PLAGE: https://www.plage.at/